Was ist schief gelaufen beim Fehlstart mit Ameisen?

Imfrormationen rund um die Ameisenhaltung
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Was ist alles falsch gelaufen, das es mit der Gründung oder der Haltung von erworbenen Kleinvölkern nicht geklappt hat?

Mit ein zu beziehen sind auch selbst gefangene und eingetütete (untergebrachte) Jungköniginnen.
Berechtigte Fragen, die allerdings nur selten ergründet werden können.

Schnell wird von nicht begatteten Königinnen geschrieben, auch gepuschte Kleinvölker werden verantwortlich dafür gemacht.

Sicherlich kann man immer das Pech haben, eine nicht begattete Königin zu erhalten, auch gepuschte Kleinvölker ohne begattete Königin,
nur das der Einfachheit halber als alleinige Gründe heranzuziehen, ist wenig hilfreich.
Soll hier auch nicht der Leitfaden für meine Betrachtungen sein, gibt eh keine effektive Möglichkeit für einen normalen Halter das abzuklären.
Entscheidender und wichtiger sind Dinge, die bei der Haltung nicht immer passend verlaufen sind.

Eines der wichtigsten Aufzuchtbehältnisse und Lieferbehältnisse ist das Reagenzglas.

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Ausgestattet mit, durch einen Wattestopfen abgetrennten, Wasservorrat.
Hört sich einfach an und wird in der Handhabung auch so favorisiert.

Ist allerdings auch eine Unterbringung mit der es richtig daneben gehen kann.

Damit es vorangeht, brauchen Ameisen in ihrem Nest ein passendes Klima.
Neben angebrachter Wärme die passende Feuchtigkeit.
Für die Feuchtigkeit verantwortlich, der Wattestopfen, der den Wasservorrat vom Nest trennt.
Ein wesentlicher Faktor mit der Wirkung von „Wasser läuft durch“ oder „knochentrocken“
Es geht nicht nur darum, dass Ameisen durch den Wattestopfen Wasser trinken können, das Teil beeinflusst wesentlich die Luftfeuchtigkeit (Mikroklima) im Reagenzglas.

Läuft Wasser durch den Wattestopfen ist schnell klar, das war nichts.

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Was nicht ersichtlich ist, ist das worauf es besonders ankommt.

Was lässt ein Wattestopfen an Feuchtigkeit durch, lässt er überhaupt Feuchtigkeit durch?
Damit steigt und fällt die Haltung von Ameisen in einem Reagenzglasnest.
Ist dieser lang genug, genug verdichtet, leben Ameisen in einem Reagenzglas knochentrocken.

Auch wenn das jetzt schon nicht mehr einfach ist, es lässt sich noch steigern.
Das glaubt Ihr mir jetzt nicht, ist so.

Schaut Ihr Euch in den Foren um, gibt es Arten die eine claustrale/semiclaustrale Gründung abziehen.
Hier könnt Ihre Information darüber abgreifen Ameisenwiki

Nur was bedeutet das für eine Ameisenhaltung im Reagenzglas, was lässt sich daraus ableiten?
Mit ein, zwei Worten lässt sich das nicht beantworten.

Last uns „der Einfachheit“ halber zuerst auf Arten schauen, die claustral gründen, deren Königinnen keinen Kontakt zur Außenwelt brauchen,
sie haben alles von Natur aus dabei, um ihre ersten Arbeiterinnen ohne jegliche Unterstützung auf zu ziehen.

Zu diesen Arten gehören auch einheimische Arten wie z. B. Lasius niger und Camponotus ligniperda

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Im Prinzip sind damit fast alle Voraussetzungen erfüllt, um erfolgreich mit einer Königin beginnend,
Ameisen auf zu ziehen, wäre da nicht die Unterbringung im Reagenzglas.

Womit wir wieder beim Microklima sind.
Ein Reagenzglas für claustral gründende Königinnen ist normal zu verschließen, ist dem nicht so, gibt es weitere Bedingungen zu beachten.
Ist ein Verschluss vorhanden, wie sieht der aus, was bewirkt der?
Ganz dicht geht nicht, kein Luftaustausch, Erstickungsgefahr.
Zu durchlässig, geht nur wenn die Umgebungsluftfeuchtigkeit passt.

Wie es auch zu betrachten ist, einfach ein Reagenzglas mit Wassertank und Verschlussstopfen für die Gründung oder die Haltung eines kleinen Volkes an zu bieten,
kann richtig daneben gehen.

Noch mehr Beachtung ist erforderlich bei Arten die semiclaustral gründen, wie bekannt brauchen deren Königinnen freien Auslauf
aus einem Reagenzglas, um das nötige Futter für ihren Nachwuchs herbei zu schaffen.

Unsere größte und schönste Knotenameise die semiclaustral gründet, Manica rubida, gehört mit in diese Verhaltensweise.

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Für semiclaustral gründende Arten reicht es nicht aus, ein Reagenzglas entsprechend zu gestalten.
Wie auch immer der Ausgang des Reagenzglases gestaltet ist, es findet ein Feuchtigkeitsaustausch statt.
Resultierend ist es erforderlich, die ganze Anlage passend feucht zu halten.

Wenn Ihr jetzt meint, das war schon alles, muss ich Euch enttäuschen.
Wichtig ist es zu wissen, das schon kurzzeitige falsche Bedingungen, erst später zu sichtlichen Folgeschäden führen können.
Wer kann dann noch mögliche Ursachen ableiten?

Kurzfristig zu trocken und die Brut geht ein.
Nachzulesen ist dann, die Königin oder Arbeiterinnen haben ihren Nachwuchs aufgefuttert oder davon ist nichts mehr da.

Zu trocken, zu warm eine weitere Möglichkeit, oftmals ausgelöst mit einer Heizung, womit wir bei einem weiteren wichtigen Thema sind.

Kommt ein derartiges Setup zur Anwendung, sei es auch nur kurzzeitig, ist alles verloren, der Nachwuchs überhitzt, vertrocknet,
auch mitunter, dass die Folgeschäden nicht gleich eintreten.

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Dabei ist es völlig egal ob damit eine Gründerkönigin oder ein kleines Volk klar kommen muss.

Gut das sind jetzt hauptsächlich Möglichkeiten die ganz am Anfang stehen, ist das jetzt schon alles?
Nicht begattete Königinnen, wie angesprochen, vorne vorgelassen, wo kann es noch hacken?

Weitere mögliche Ursachen, die in den Foren nachzulesen sind, Schimmel und Milben.
Ist da was dran?

Sicherlich Sachverhalte die nicht gleich von der Hand zu weisen sind.

Milben, da sind wir Ameisenhalter richtig in der Pflicht, überhaupt brauchbare Informationen zu erarbeiten.
Milben sind nicht gleich Milben, was die Sache nicht einfacher macht.
Gibt verschiedene Arten, worüber nachzulesen ist, nützlich oder tödlich für Ameisen.
Ein paar Beobachtungen, die ich dazu zusammen tragen kann, könnt Ihr hier nachlesen.

Ein Milbenbefall den das befallene Volk nicht überlebt hat.

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Milbenbefall, darunter leiden nicht nur unsere Ameisen, auch Hummeln müssen damit klar kommen.

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Gibt nützliche Milben, die helfen, Abfälle die unsere Ameisen immer produzieren zu verwerten, zu entsorgen.
Was diese Milben machen, wie sich diese verhalten, wenn ihnen das Futter ausgeht,
ob sie dann noch immer vorteilhaft für eine Ameisenhaltung sind, könnt Ihr ja Berichten.

Schimmel im Reagenzglas, oh je, Panik!
Durchaus Anlass um zur Sorge zu gereichen, Schimmelpilze sind verantwortlich für Mykotoxine.
Gifte die in gerinen Dosen schädlich wirken können, das nicht nur für Ameisen.
Sicherlich ist das nicht von der Hand zu weisen, allerdings ist Schimmel nicht gleich Schimmel.
Schimmelbefall und Ausbreitungsgrad sind auch in Betracht zu ziehen.
Nimmt Schimmel nicht überhand, wird davon ausgegangen, dass er für Ameisen und deren Brut, ungefährlich ist.
Zudem nicht alles was für Schimmel gehalten wird, ist auch welcher.
Wie z. B. harmlose Grünalgen

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Eine weitere Quelle die zu Verlusten bei Ameisen führen kann, sind Einrichtungsgegenstände, Farben, besonders Klebstoffe.
Frische Klebstoffe bringen Ausdunstungen, die nicht alle unschädlich wirken.
Selbst wenn Verklebungen schon länger zurück liegen, kann es durch Temperaturen und Feuchtigkeit weiterhin Ausdunstungen geben.
Farben sind am verträglichsten wenn sie auf Wasserbasis beruhen.
Plastikteile als Deko sind undefinierbar, da ihre Zusammensetzung eher nicht bekannt ist.
Derartiges ist immer nur mit Vorsicht zu benutzen, geeigneter sind Materialien aus der Natur.

Was möglicherweise gar nicht mit in Betracht gezogen wird, sind Haushaltsreinigungsmittel und Händepflegemittel,
die durch Berührungen der Futtertiere, in den Bereich der Ameisen kommen.

Spätfolgen durch Transport und Versand
Erschütterungen, extreme Temperaturen, unpassende Verpackungen, sind nicht unbedingt angebracht für Ameisen.
Tot angekommene Tiere können noch als Transportschädigung zu geordnet werden.
Auch Todesfälle in den ersten Tagen, wobei das auch schon wieder eine Grauzone ist.
Manche Arten reagieren empfindlich und falsche Haltungsparameter wirken schon in den ersten Tagen.

Ein besonderes Versandrisiko stellt sich beim Versand von Arten der Unterfamilie Formicinae (Schuppenameisen) ein.
Dazu gehören z. B. Arten der Gattungen Camponotus, Lasius, Formica.
Diese Ameisen sind in der Lage, Ameisensäure ab zu geben.
Geraten sie in Bedrängnis, Stress oder sehen sich bedroht geben sie diese ab, mitunter in größerer Menge.
Ameisensäure kann zu Verätzungen führen und wirkt als Atemluftgift.
In einem kleinen Transportbehältnis (z. B. Reagenzglas) bleibt das nicht immer ohne Folgen.
Bis hin zum Totallverlust ist alles möglich.
Geschädigte Ameisen können durchaus erst viele Tage später sterben.
Da noch was zu zuordnen, Ursachen zu ergründen, grenzt an Kaffeesatz lesen.

Es wird oftmals abgeraten, einheimische Arten im Winter zu bestellen.
Bei Schuppenameisen könnte das durchaus sinnvoll sein.
Ohne Heatpack, bei tieferen Temperaturen, sind diese Ameisen deutlich ruhiger und können nicht mehr intensiv auf ihre Umwelt reagieren.

Ameisen die aus fernen Ländern zu uns Haltern kommen, als Exoten bezeichnet,
haben nicht selten lange Transportwege und Transportzeiten hinter sich.
Wie sich das auswirkt, wie lebensfähig derartige Ameisen noch sind, wird nur schwer zu beurteilen sein.
Das Ameisen nach derartigem Stress überhaupt überleben und in der Haltung zu Erfolgen führen, ist beachtlich.
Bei kleinen Ameisenvölkern oder Ameisenvölkern ist das noch verständlich, nur wie sieht das mit Königinnen aus?
Ameisenköniginnen durchlaufen nach der Paarung von der Natur vorgegebene Abläufe der Gründung.
Oftmals legen sie schon kurz nach der Paarung Eier.
Transporte dürften vorgegebene Gründungsverläufe erheblich stören, möglicherweise auch zum Abbruch bringen.
Sind es derartige Königinnen die nicht mehr gründen wollen/können und als unbegattet gesehene, durch die Foren geistern?

Weitere negativ bist tödlich wirkende Einflüsse, eine ungünstige Gestaltung der Lieferung.
Bei Messor – Arten immer wieder zu beobachten, das diese mit größeren Körnern im Reagenzglas geliefert werden.

Körner.jpg

1 – 5 kleine Ameisen, möglicherweise noch in einem Reagenzglas mit größeren Innenraum.
Pakete werden auf dem Transportweg kräftig durchgeschüttelt, mitunter fallen sie oder werden geworfen.
Körner fliegen kräftig durch die Gegend, dazwischen die Ameisen, in etwa so wie zwischen Mahlsteinen.
Eier, Larven, Nacktpuppen sind noch empfindlicher als Arbeiterinnen.
Ob das immer gut geht?

Alles was ich hier zusammen getragen habe, beruht auf von mir gemachten Beobachtungen.
Interpretationen die ich daraus ableite, sind die „meinen“ und sind abgeleitet aus meinen Beobachtungen.
Die nicht Allgemein zutreffen müssen.
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