Gips/Zement - Nestbau

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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Es muss nicht immer viel Geld kosten

Baumaterial.jpg

Für die Unterbringung von Ameisen in der Ameisenhaltung gibt es unzählige Möglichkeiten.
Von teuer gekauft bis selbst gebaut, liegt eine weite Spanne.
Wer ein wenig handwerkliches Geschick sein Eigen nennt, kann mit geringen Kosten eigenständig gestalterisch wirken.
Es muss nichts perfektes sein, Ameisen nehmen es damit nicht so genau.
Zweckmäßigkeit und zuverlässig stabil, sind eher Maßstäbe.

Nester für meine Ameisen baue ich überwiegend selber, großer Vorteil dabei, es passt immer.
Nichts von der Stange, wo ich zusehen muss, wie ich den Rest der Anlage darum herum baue.
Viele der von mir gebauten Nester bestehen aus Gips, so richtig zufrieden war ich mit diesem Material selten.
Es mangelte oftmals an Härte und Stabilität.
Wo es feucht ist, wird Gips weich, zerbröselt, löst sich auf.
Auch in trockneren Bereichen ist Gips für einige Ameisenarten (z. B. Messor) kein Hindernis um sich durch zu knabbern.
Der Vorteil von Gips, er leitet gut Wasser weiter und nimmt zudem überschüssige Feuchtigkeit wieder auf, ein atmungsaktives Material.
Mit der Überlegung, diese Vorteile zu erhalten und Gips härter zu bekommen, wurde daraus eine Mischung aus Zement und Gips.
Erst mit einem höheren Zementanteil wurde die Sache für mich brauchbar.
Momentan sind bei mir Nester mit einem Mischungsanteil von 50% Gips und 50% Zement in der Erprobung.
Sieht momentan gut brauchbar aus, ob sich das auf Dauer bestätigt, muss sich noch zeigen.

Der Aufwand für den Bau derartiger Nester ist überaus gering und einfach.
Am Anfang meiner Nester steht ein Holzrahmen, gelagert auf einer ebenen, nicht saugenden Unterlage.
Bau_1.jpg
Holzleisten dafür gibt es im Baumarkt.
Die Breite dieser Leisten richtet sich nach der Kammertiefe.
Bei dem zu bauenden Nest beträgt diese 2,5 cm, die verwendete Leistenbreite 5 cm.

Früher habe ich die Holzleisten dafür geschraubt oder genagelt, Heute mache ich mir das einfacher.
Die Leisten werden aufgestellt und rundherum kommt Kreppband.
Richtig stramm, zweimal rum.
Damit die Leisten nicht schon vorab umfallen, können die Ecken vorab mit etwas Kreppband fixiert werden, schont ganz enorm die Nerven.
Kontrollieren ob die Winkel passen, naja im Prinzip ist das egal, die Ameisen werden es nicht nachmessen.
Sieht nur besser aus und passt möglicherweise besser.
Bau_2.jpg
Unten herum ebenfalls, wobei eine Hälfte auf der Unterlage klebt, die andere an den Leisten.
Bau_3.jpg
Gut andrücken nicht vergessen, das ist wichtig, sonst läuft die Plärre unten raus.

Kammern und Gänge werden aus Styropor gefertigt und probeweise in den Rahmen gelegt.
Bau_4.jpg
Mit der Styropordicke lässt sich die Kammertiefe variieren.
Danach werden die Styroporteile mit Holzleim bestrichen und an Ort und Stelle in den Rahmen gedrückt.
Bau_5.jpg
Zum Verkleben benutze ich wasserlöslichen Holzleim.
Empfehlungen wie lange der Leim trocknen muss, kann ich nicht geben.
Hängt vom verwendeten Leim und den Umgebungsbedingungen ab.
Ist gut, das vorher mit etwas Styropor zu üben um Erfahrung zu sammeln.

Ganz aushärten darf der Leim auch nicht, lässt sich sonst nur mühsam von der Unterlage lösen.
Bei dem von mir verwendeten Leim braucht es etwa 3 Stunden bis alles gut fest sitzt.
Lieber etwas länger warten, sonst besteht die Gefahr, das sich die Styroporblöcke von der Unterlage lösen und aufschwimmen
und das gibt eine herrliche Schweinerei, die ganz und gar nicht als Nest taugt.
Nachdem ich alles soweit vorbereitet hatte, kam meine Lieblingsbeschäftigung, rummatschen.
Gips/Zement ordentlich mit Wasser durchmischen und ab damit in die Form, schön bis oben hin.
Wer es richtig eben und glatt haben will, kann die Oberfläche noch mit einer Holzleiste abziehen.
Bau_6.jpg
Die Mischung muss gut flüssig sein, so dass sie fast wie Wasser in die Form läuft.
Und Eile ist geboten, sonst endet es so.
Bau_7.jpg
Gips mit Zement gemischt, härtet deutlich schneller aus als eine der Komponenten allein.
10 Minuten und der Guss sollte gemacht sein.

Etwa nach einer Stunde, kann der Rahmen entfernt werden.
Bau_8.jpg
Und nach einer weiteren Stunde, alles von der Unterlage genommen werden.
Bau_9.jpg
Sieht doch gut aus, damit lässt sich was anfangen.

Jetzt noch die Styroporblöcke raus, geht prima mit einen Schraubendreher
Bau_10.jpg
Nestbau_20.jpg
und fertig ist der Rohbau.
Bau_11.jpg
Bau_12.jpg
Wie zu sehen, mit einfachen Mitteln und geringen Kosten, lässt sich so ein Nest bauen.
Kaum Grenzen für eigene Gestaltungsideen.

Ein paar Durchgänge müssen noch einbaut werden, einen Lehmanstrich gibt es noch, eine Plexiglasplatte drauf und fertig ist das Teil.

Belüftungen
Viele Ameisen die in derart großen Nestern leben, brauchen Belüftungen.
Kleine Bohrungen sind dafür durchaus geeignet.
Diese sind sowohl in der Abdeckung wie auch seitlich im Bodenbereich des Nestes einzuarbeiten.
Nur in der Abdeckung bringt so gut wie keine Luftzirkulation und in Folge, schlecht belüftete Nester.

Nestbefeuchtung
Eine weitere Angelegenheit, die es zu lösen gilt, ist die Nestbefeuchtung.
Bei mir in der Verwendung, aus Kunststoff selbst fertigte Schalen.
Immer etwas größer als das Nest um rundherum, je nach Bedarf, etwas Wasser einzufüllen zu können.
Untersatz.jpg
Weiteres zum Bau von Ameisennestern findet sich hier.
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Nicht alles was in der Theorie gut gedacht ist, funktioniert in der Praxis dauerhaft.

Nicht alles was in der Theorie gut gedacht ist, funktioniert in der Praxis dauerhaft.
Leider habe ich mir nicht die Mühe gemacht, über die verwendeten Gips- und Zementarten Notsitzen anzulegen.
Im Nachhinein lässt es sich für mich nicht mehr klären, was zur Verwendung kam, das bedauerlich ist,
nicht alle derart gebauten Nester sind betroffen.
Nach etwa einem Jahr in Nutzung, sind zwei meiner Gips/Zementnester regelrecht hoch gegangen.
Erst gab es Risse die sich schnell vergrößerten,
Nestbruch _1.jpg
sich richtig auseinander Bogen und dann ist alles zerbröselt.
Nestbruch _2.jpg
Nestbruch _3.jpg
Nestbruch _4.jpg

Ist schade, von der Festigkeit haben sie selbst den Mandibeln (Mundwerkzeugen) von Messor barbarus und Pheidole Arten ohne Knabberspuren standgehalten.

Seit einiger Zeit erprobe ich reine Betonnester, gefertigt aus feinem Sand und Zement.
Meine Bedenken, das der Zement den Ameisen und dessen Brut möglicherweise schädigen kann, hat sich nicht bestätigt, allerdings ist die Beobachtungszeit dafür auch noch zu kurz.
Bei der Akzeptanz zeigt sich kein Unterschied zu Ytong- oder Gipsnestern.
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