Holznestbau für Ameisen

Antworten
Benutzeravatar
Wolfgang
Administrator
Offline
Beiträge: 398
Registriert: Di 18. Okt 2016, 20:16
Kontaktdaten:

#1

Beitrag von Wolfgang »

Um das Leben von Ameisen und deren Verhaltensweisen im Nest zu beobachten,
was überaus interessant ist und eine der Grundlagen um schnell Entwicklungen erkennen zu können,
sind entsprechende Nester notwendig.
Gibt verschiedenste Möglichkeiten und Bauformen um das hin zu bekommen, ebenso vielfältig die dafür brauchbaren Baumaterialien.Ytong, Gips, Beton, Kork um einige auf zu zählen.
Wie aus der Natur bekannt, einige Ameisenarten bewohnen Holz

Camponotus ligniperda.jpg
wie z. B. auch unsere einheimischen Arten Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus.

Auch Ameisen, von denen es nicht erwartet wird das sie Holznester bewohnen, wie meine Messor barbarus,
die ein Holznest mit in ihren Nestbereich einbezogen haben.

Messor barbarus _1.jpg
Messor barbarus 11.02.2018_2.jpg
Messor barbarus 15.02.2018_3.jpg
Messor barbarus 27.01.2018_3.jpg

Wie zu sehen, auch ungewöhnliches lässt sich in der Ameisenhaltung machen.
Grund genug den Bau eines Holznestes etwas genauer zu beleuchten.
Holz als natürliches Baumaterial unterliegt auch in der Ameisenhaltung Prozessen wie sie in der Natur zu beobachten sind.
Holz altert, reist, zerbröselt und verzieht sich.
Ameisennester brauchen oftmals auch Feuchtigkeit, was zusätzlich Schimmel begünstigen kann.
Und dann sind da noch die Ameisen, von denen bekannt ist, dass sie gerne knabbern und so manches Nestbaumaterial zerlegen.
Genug Ansätze die es erfordern, sich ausgiebig Gedanken um den Holznestbau zu machen.
Witterungsbeständige, harte, möglichst verzugsfreie Holzarten sind zu bevorzugen.
Unter den einheimischen Holzsorten sind Robinie, Douglasie und Lärche vielversprechend.
Eiche, Buche wie noch einige andere Laubbaumarten bestehen auch aus harten Holz, die auch verwendbar sind.

Ein weiteres wichtiges Thema, wie ein Holznest bauen?
Dafür sind etliche Verfahren denkbar
Holzbearbeitung.jpg
häufig die eigene Muskelkraft wie z. B. mit einem Stechbeitel

Eine mühselige Arbeit die besonders bei größeren Nestern doch so manche Schweißperle auf die Stirn zaubert.
Um dem aus dem Wege zu gehen, sind Oberfräsen eine gute Wahl.
Allerdings extra eine Oberfräse anzuschaffen um ein Holznest zu bauen, vielleicht zu kostspielig

Gut das es auch Bauvarianten gibt, die sich einfach gestalten, schnell machbar sind und wenig kosten.
Zwei davon möchte ich Euch hier näher bringen.

Eingesetztes Material
 Mehrfach verleimtes Buchensperrholz
 Wasserfester Holzleim
 Plexiglas
 Holzleisten

Werkzeug
 Bohrmaschine
 Lochkreisbohrer
 Laubsäge
 0,6 mm Bohrer
 6,0 mm Bohrer

Werkzeug.jpg

Minimaler Aufwand mit dem sich Nester fast jeder Größe bauen lassen.
Alles vorhanden, gut dann kann es jetzt losgehen.
Ausgansmaterial mehrfach verleimtes, hartes Buchensperrholz, je mehr Schichten desto verzugsfester.
Holzdicke 5 mm, wie sich gleich zeigt ist das auch die spätere Kammertiefe des Nestes.
Je nach Ameisenart (Größe der Ameisen) ist unterschiedlich dickes Holz zu verwenden, z. B. bei Camponotus ligniperda kann die durchaus 2 cm betragen.
Das Nest hier ist gedacht für ein kleines Volk Crematogaster scutellaris, das derzeit noch im Reagenglas lebt.

Ameisen im Reagenzglas.jpg
Kleine Ameisen die sich schnell entwickeln, 5 mm Kammerhöhe und 2 Nestkammern das passt derzeit.

Holzplatten.jpg
Zwei gleichgroß zu gesägte Sperrholzplatten sind das Grundgerüst.

Holzteilbearbeitung.jpg
Mit einem Lochkreisbohrer werden in einer der Platten die beiden Nestkammern gebohrt.

Oberplatte.jpg
Mit der Laubsäge die Verbindungsgänge gesägt und eine kleine Wasserkammer, auf die ich später zurückkomme.

Verkleben.jpg
Die bearbeitete Platte wird mit wasserfesten Holzleim auf die unbearbeitete geklebt (Die unbearbeitete stellt den Nestboden).
Wasserfester Holzleim ist dringlichst erforderlich wenn das Nest befeuchtet werden soll, es hält sonst nicht zusammen, Holzleim verklebt nur gut unter Druck.
Das Bilderbeispiel taugt nur zur Verdeutlichung, angebrachter ist eine Verpressung zwischen härteren Hölzern
Verpressen.jpg
in etwa so.

Etwa eine Stunde Arbeitszeit und eine Nacht zum Aushärten des Leims und das war es fast schon.
Je nach Durchmesser des Lochkreishohrer und Anzahl der Lochkreise lassen sich verschieden große Nester
mit kaum nennenswerten Aufwand bauen.
Was fehlt jetzt noch?
Na klar eine passende Abdeckung aus Plexiglas, ich will ja schließlich was sehen.
Gesägt mit den gleichen Abmessungen wie die Holzplatten und aufgeklebt.
Geklebt mit Fenstersilicon, für interne Nester (im Becken aufgestellt) durchaus machbar.
Für externe Nester die zudem noch befeuchtet werden, ist das nichts.
Auch das beste Holz kann sich verformen, manche Kunststoffe unter Feuchtigkeit ebenfalls.
Die dabei auftretend Verspannungen können zu Ablösungen der Abdeckplatte führen.
Es ist angebracht, für derartige Einsatzzwecke, die Plexiglasabdeckplatte mit Flachkopfschreiben zu befestigen.

Holznestvariante.jpg
Jetzt aber fertig, nein immer noch nicht.
Ein häufig beim Nestbau gemachter Fehler, es wird keine Belüftung berücksichtigt.
Schlechte Belüftung, sich ansammelndes CO² sind gewichtige Gründe für Fehlentwicklungen in der Ameisenhaltung,
die später nur schwer bis gar nicht zu diagnostizieren sind.

Holznest mit Bohrung für Erweiterung.jpg
Es hilft nichts, ein paar Löcher müssen noch rein.
Deren Durchmesser, hier 0,6 mm, sind anzupassen an die Ameisengröße.
Ein etwas Größeres zur Befüllung des Wassertanks.
Verklebt mit einer feinen Metallgaze können seitliche Bohrungen zusätzlich hilfreich sein.
Ebenfalls als spätere Erweiterungsmöglichkeiten.
Mit weiteren Holznestern, in der beschriebenen Fertigungsart die gegengestellt werden, lässt sich einfach ein modulares Nestsystem aufbauen.
Müsst Euch dafür nur eine geeignete Befestigung einfallen lassen.

Ihr habt keine Bohrmaschine oder Lochkreisbohrer!
Macht nichts, es geht noch einfacher.
Wie schon gehabt, eine Sperrholzgrundplatte auf die zugeschnittene Holzleisten geklebt werden.
Verschieden breite Holzleisten bringen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Tiefe der Nestkammern ergibt aus der Dicke der Holzleiten.

Holznestbau.jpg
Zugegeben nicht besonders ästhetisch, zweckmäßig allemal.

Eine problematische Thematik, die Befeuchtung eines Holznestes.
Die Möglichkeiten Holznester zu befeuchten unterscheiden sich nicht von dem was bei aus Gips, Ytong, Beton gefertigten Nestern praktiziert wird.
Aufquellen, reißen, verziehen, durchknabbern, vergammeln, Schimmel sind Gegebenheiten die es gilt zu beachten und im Auge zu behalten.

Holznestbefeuchtung.jpg
Masserungen, verlauf der Holzfasern führen zu unterschiedlichen Verteilungen von Wassergaben.
Ein gegensätziger Faserverlauf im Sperrholz begünstigt eine bessere Verteilung.
Hier zu sehen am Beispiel des beschriebenen Holznestbaus.

Erfolg und Spaß beim Bauen.
Antworten

Zurück zu „Nestbau“